"Campus-Legenden" mit Michel Abdollahi
Shownotes
Für Michel Abdollahi stand früh fest: Er würde einmal den Beruf des Rechtsanwalts ergreifen. In dieser Folge von „Campus Legenden“ erzählt der TV-Moderator, Journalist und Performance-Künstler, warum daraus schließlich doch nichts wurde und wie ihn sein Weg stattdessen auf die Bühne führte. Hier machte er sich einen Namen in der deutschen Poetry-Slam-Szene, rief die mit dem Gustaf-Gründgens-Preis ausgezeichnete Veranstaltungsreihe "Kampf der Künste" ins Leben und entwickelte sich zum erfolgreichen TV-Moderator.
Im Gespräch mit Hauke Heekeren berichtet Abdollahi aber auch von Rassismuserfahrungen während seiner Schulzeit und dem Gefühl von Freiheit, das er während seines Jurastudiums an der Universität Hamburg empfunden hat.
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00:00:00: Geboren in Teheran und aufgewachsenen Hamburg-Eidelstedt zog er als fünfjähriger mit seiner Familie
00:00:10: nach Deutschland.
00:00:11: Nach dem Abitur studiert er zunächst Jura und anschließend Islamwissenschaft und Iranistik.
00:00:17: Seit 2000 ist er ein fester Bestandteil der deutschsprachigen Poetry-Slam-Szene und war
00:00:22: 2005 Mitbegründer der Veranstaltungsreihe "Kampf der Künste".
00:00:26: Für seine journalistische Arbeit und Reportagen erhielt er mehrere Auszeichnungen darunter
00:00:31: den deutschen Fernsehpreis.
00:00:33: Heute ist er bekannt als Moderator der NDR Talkshow "Captains Dinner" und als vielseitiger Künstler.
00:00:39: Willkommen bei Universitätsprofessor Dr.
00:00:41: Hauke Hekerin, Michelle Abdulay.
00:00:54: Mein Name ist Hauke Hekerin und ich bin der Präsident der Uni Hamburg und in diesem Podcast
00:00:59: spreche ich mit Hamburger Persönlichkeiten über ihre Bildungsweise, ihre Studienzeit
00:01:04: und ihre Verbindung mit der Uni Hamburg.
00:01:07: Wir erkunden prägende Erlebnisse, überraschende Wendungen und wegweisende Entscheidungen.
00:01:14: Mein heutiger Gast ist Michelle Abdulay.
00:01:18: Jetzt kommt Fernsehmoderator, Journalist, Performancekünstler und Poetry-Slammer.
00:01:26: Oder jemand, der anders gesagt hat, einfach ein sehr empathischer, humorvoller Mensch
00:01:30: mit guten Manieren und ein guter Gastgeber.
00:01:33: Und mit seiner vielseitigen Karriere und seinem Engagement für Kultur und Integration hat
00:01:39: er sich in Hamburg und darüber hinaus einen Namen gemacht.
00:01:42: Herzlich willkommen lieber Michelle.
00:01:44: Dankeschön, danke für diese schöne Ammoneration.
00:01:46: Ich fühl mal, dass ich gleich rundum wohle und alles ist gut in der Welt.
00:01:49: Gut, ich sehe schon, es könnte ein gutes Geschwärm hören.
00:01:51: Hol uns doch mal ab.
00:01:53: Du bist in Eidestadt aufgewachsen, hast um 2000 rum Abi gemacht.
00:01:58: Genau, Abi 2000.
00:02:00: Abi 2000.
00:02:01: Ich dachte, die Welt geht unter.
00:02:02: Ja, wie war das damals?
00:02:04: Genau.
00:02:05: Das war gut.
00:02:06: Ich erinnere mich gerne daran zurück.
00:02:07: Es war eine spannende Zeit.
00:02:08: Also wenn man das so vergleicht mit dem, was alles so danach kam, war das eigentlich
00:02:12: eine sehr gute Zeit, eine sehr behütete Zeit.
00:02:15: Und es ging los.
00:02:17: Also dieses Jahrtausend, was anbaut, das war schon was Besonderes.
00:02:20: Das kann man sich heute gar nicht so richtig vorstellen, dass die Menschen dort saßen
00:02:22: und dachten, wenn aus 1999 plötzlich 2000 wird, dann wird alles anders.
00:02:27: Die Stempel mussten umgetauscht werden, die nur bis 1900 gegen die, wir dachten die,
00:02:32: die Rechner stürzen alle ab.
00:02:34: Weih 2K.
00:02:35: Ja, Weih 2K, das war auch unser Abi-Motto damals.
00:02:37: Ach, das wirb, der ist aufgenommen?
00:02:38: Also wir haben das, dieses Weih 2K, dieses Jahr 2000 haben wir dann auf unsere Abi-Shirts
00:02:44: gedruckt.
00:02:45: Wir waren alle noch nicht so weit, um zu verstehen, was das bedeutet.
00:02:48: Ich wusste lange Zeit nicht, was das bedeutet.
00:02:50: Dass dieses K für Kilo, dass die Amokane, dass das ein Wortspiel ist, dass es 2000
00:02:54: bedeutet.
00:02:55: Und mein T-Shirt war zu klein, deswegen habe ich dieses Abi-Shirt auch nie getragen.
00:02:59: Wir waren generell nicht so ein besonders gut organisierter Jahrgang, muss man sagen.
00:03:04: Aber es war eine schöne Zeit, an die ich gerne zurücklenke.
00:03:07: Okay.
00:03:08: Und dann hast du, du kommst auch aus dem Akademikerhaushalt.
00:03:11: Wie ist diese Entscheidung für oder ging ein Studium, für welches Fach, wie ist die
00:03:15: gefallen, was für Fantasien über dein Leben, was für ein Bild für die Zukunft hatte ich
00:03:20: dabei geleitet?
00:03:21: Das war relativ klar, dass ich diesen Weg gehen werde.
00:03:26: Meine Mutter hatte in Kiel studiert, damals aus dem Iran als Austraustudentin quasi.
00:03:31: Und für sie war eigentlich immer klar, dass die Kinder dann irgendwann auch studieren.
00:03:35: Und die sind in Iran wieder zurückgekehrt, meine Eltern, dann brach Revolution und Krieg
00:03:39: aus.
00:03:40: Und dann sind wir wieder zurückgekommen nach Deutschland.
00:03:42: Die kannten sich ja in Norddeutschland vor allem gut aus.
00:03:45: Man fahrt auch lange in Hamburg gelebt.
00:03:47: Und dann weiß ich noch ganz genau, wie ich erst war ich ohne meine Eltern hier, nur mit
00:03:53: den Großeltern.
00:03:54: Dann kamen die Eltern irgendwann nach.
00:03:55: Und meine Mutter, Annes, der Ersten, erlebten sie dich, mit dir hat es, dass sie mit mir
00:03:59: in die Uni gekommen ist hier.
00:04:00: Ins ESA, ins große Haupthaus.
00:04:03: Ich war, weiß ich nicht, sechs oder sieben.
00:04:05: Dann ist sie mit mir durch diese Hörseile gegangen und hat gesagt, hier habe ich dann
00:04:11: angefangen selber Jura zu studieren.
00:04:13: Aber dann musste ich in den Iran zurück.
00:04:15: Und dann habe ich das abgebrochen.
00:04:18: Deine Mutter.
00:04:19: Meine Mutter.
00:04:20: Die wollte dann quasi neben, sie hat in den Architekturen Industrie Design studiert, also eher was
00:04:24: fachliches, technisches und dann wollte sie noch mal was anderes machen.
00:04:27: Und hat sie mir diese Hörsaal gezeigt und so hat man da durchgelaufen.
00:04:31: Und das hat sich irgendwie eingeprägt in mein Gehirn.
00:04:34: Und dann war für mich eigentlich immer klar, ich werde irgendwann hier in diesem Raum sitzen
00:04:41: und etwas studieren.
00:04:42: Mit was vom Gefühl war das für dich verbunden?
00:04:44: Also du stellst das da so, als wenn das mit einer starken Erinnerung verbunden ist?
00:04:48: Ja, das ist gut.
00:04:49: Gibt es auch ein Gefühl zu diesen Hörsälen?
00:04:50: Das war, also ich kam aus dem Iran hierher und wusste überhaupt nicht, wo ich bin.
00:04:54: Das war mir alles fremd.
00:04:56: Also Kultur, Sprache, aber auch so einfache Sachen wie Gerüche, wie Geschmäcker, wie Temperaturen.
00:05:01: Das vergisst man ja mal.
00:05:02: Das ist alles was ganz so haptisch an einem dran ist, dass man das auch nicht kennt.
00:05:05: Und dann stand ich in diesem Hörsaal, der ja so ein bisschen nach, halt so nach Hörsaal
00:05:09: riecht so.
00:05:10: Riecht mir so nach Linolium.
00:05:11: Riecht immer.
00:05:12: Ja, das kennen alle.
00:05:14: Also alle, die studiert haben über den Sagen, es riecht nach Hörsaal, dann macht das was
00:05:19: mit einem.
00:05:20: Dieser Geruch ist ja etwas Unfassbar Starkes im Gehirn.
00:05:23: Und dort drin zu stehen und sich das anzugucken und dann zu spüren, ich kann auch mal irgendwann
00:05:30: hier sein, was das ist, weiß ich nicht, aber es sieht irgendwie aus, als wäre es gut.
00:05:34: Und die Mutti wollte das auch machen und dann mache ich das auch.
00:05:38: Und dann war immer klar, ich mache Abi.
00:05:41: Sahen die Lehre aber nicht so.
00:05:43: Trotz Supernoten.
00:05:44: Ich habe immer Bestnoten geschrieben in der Schule.
00:05:46: Also ich war immer wirklich ganz vorne mit dabei, aber man hat mir als einzigen Schüler,
00:05:51: hat mir nach der vierten Klasse nicht zugetraut, dass ich aufs Gymnasium komme, weil die Lehre
00:05:57: meinte, was will er denn auf dem Gymnasium so.
00:05:59: Das ist doch gar nichts für sie.
00:06:00: Was war der Grund?
00:06:01: Die Ausländer, die brauchen nicht auf dem Gymnasium, weil Gymnasium bedeutet ihr Abitur und Abitur
00:06:06: bedeutet ihr Studieren und was soll er denn studieren?
00:06:08: Er ist ja Ausländer.
00:06:09: Das war relativ deutlich.
00:06:11: Nur wusste unsere Lehrerin damals nicht, dass wir als Klasse geschlossen, weil einige
00:06:16: unserer Väter an der Gesamtschule gelehrt haben, dass wir alle gar nicht aufs Gymnasium wollten,
00:06:21: weil ich aus so einer unglaublichen linken Kommune kam, die Gymnasium war völlig elitären
00:06:25: Quatsch angesehen haben.
00:06:26: In der Meinung waren, die Kinder müssen auf eine Gesamtschule.
00:06:29: Und dann sind wir halt gemeinsam auf die Gesamtschule gewechselt.
00:06:32: Meine Mutter hat aber trotzdem dafür gesorgt, dass dieser Hinweis aus dem Zeugnis gestrichen
00:06:36: wird und ich dann diese gymnasiale Empfehlung trotzdem bekomme.
00:06:41: Hast du das damals für dich realisiert, die ich kriege hier nicht, dass Sie das Siege
00:06:45: weil ich anders bin?
00:06:46: Nein, das wusste ich nicht.
00:06:47: Fünf Jahre später wusste ich es, als wir Berufsvorbereitung gemacht haben und fast alle Kinder aus
00:06:53: der zehnten akademischen Berufe zugewiesen bekommen haben und ich habe als einziges Kind
00:06:57: immer nur Rechtsanwaltsgehilfe, Arztgehilfe.
00:07:01: Und dann habe ich den Lehrer mal gefragt, warum dann bei mir immer das rauskommt, weil
00:07:05: wir wollten ja alle gemeinsam Abi machen und dann war klar, wir studieren.
00:07:08: Es gab überhaupt keine Diskussion darüber.
00:07:10: Weder bei mir noch in der Familie.
00:07:12: Das war so mein Lebensfähig.
00:07:13: Ich wollte das auch gerne machen, weil ich hörte, das ist ganz nett.
00:07:16: So viel einfach als eine Lehre zu machen mit 16 oder wie morgens um 6 ausdurch hinüber
00:07:20: überhaupt irgendwo hinzufahren.
00:07:21: Und habe ich den Lehrer gefragt, warum kommt denn bei mir immer nur Gehilferer?
00:07:24: Was mache ich denn?
00:07:25: Falsch.
00:07:26: Da meinte ich so, aber das ist doch ein toller Beruf.
00:07:27: Da habe ich gesagt, ja, das ist total in Ehren.
00:07:29: Ich habe überhaupt nichts dagegen, wenn ich weiß, dass Rechtsanwaltsgehilfen ganz wichtige
00:07:33: Menschen sind.
00:07:34: Aber ich wollte ja was anderes machen.
00:07:35: Da meinte er, ja, ja, aber das sehe ich jetzt bei dir nicht.
00:07:40: Und ich meine, warum denn nicht?
00:07:41: Das haben die immer nicht gesagt.
00:07:43: Und später habe ich dann im Laufe meines Lebens herausgefunden, dass das halt alles eine Form
00:07:49: von Rassismus war.
00:07:50: Also ungern nicht das sage, aber das war es einfach, weil die meinten, naja, der außerne
00:07:55: junge, aber überall immer nur einsen.
00:07:58: Was hindert mich denn daran, das zu machen?
00:08:00: Wir reden Mitte der 90er in Hamburg.
00:08:02: Richtig.
00:08:03: Und habe ich festgestellt, ich muss das selbst in die Hand nehmen.
00:08:05: Okay, gut.
00:08:06: Und genau.
00:08:07: Hast du dann?
00:08:08: Habe ich und beim Eintritt in die Uni, hat sich das dann geändert.
00:08:10: In der Uni gab es das nicht mehr.
00:08:12: Ah, okay.
00:08:13: Das gab es nicht mehr.
00:08:14: Da war das für dich.
00:08:15: Ja, da war das vorbei.
00:08:16: In der Uni galten wir als Bildungsinländer.
00:08:17: Es gibt ja schöne Begriffe für uns Menschen, woanders groß geworden sind, woanders geboren
00:08:22: sind, an und pass haben.
00:08:23: Aber hier in Abbie gemacht haben.
00:08:24: Dann meinten die Uni.
00:08:25: Ich habe dann gefragt, ob es irgendwas gibt, was mir das Leben schwerer macht.
00:08:31: Und ich habe immer so, nein, sie, plötzlich, wo ihr gesiezt, gar nicht auch nicht.
00:08:36: Sie sind Bildungsinländer, Herr Abdelahi, und sie sind genau wie alle anderen.
00:08:39: Wir sind frei hier.
00:08:40: Und dann dachte ich immer so, okay, das ist der Tiergehörig.
00:08:43: Hier muss ich hin.
00:08:44: Das ist voll schön.
00:08:45: Ja, total.
00:08:46: Das ist eine sehr schöne Erinnerung, dass man plötzlich wahrgenommen worden ist und
00:08:51: an seinen Leistungen gemessen worden ist und nicht an seiner Herkunft oder an irgendwelchen
00:08:55: Dingen, die so Menschen denken.
00:08:57: Und ging das dann auch so weiter für dich?
00:08:59: Also, klingt ja jetzt erstmal so, du hast es gerade so benannt.
00:09:03: Das hat dann gar keine Rolle mehr gespielt.
00:09:05: War das auch ein weiteren Studium dann so?
00:09:07: Ja, ich wollte ja gar nicht in die Uni Hamburg.
00:09:09: Ich wollte ja natürlich in die Bozearius Law School.
00:09:11: Die war ganz neu.
00:09:12: Und es hieß, wenn man Erfolg haben will, dann geht man an die Law School.
00:09:15: Und dann, ich bin natürlich dann, da habe ich mir meine Sachen schön an gezogen, in die
00:09:19: Law School, tach, da will man halt so ist man 18.
00:09:21: Hallo Welt, da bin ich.
00:09:22: So, was kann ich tun?
00:09:23: Da bin ich dahin, da habe ich in dieser Law School unterhalten mit den Leuten.
00:09:27: Da habe ich gesehen, die sind ein bisschen komisch alle.
00:09:29: Das war komisch.
00:09:30: Die waren halt so elitär.
00:09:31: Das kannte ich halt nicht.
00:09:33: Wie gesagt, dieser Freundeskreis, mit dem ich groß geworden bin, der ist von der ersten
00:09:36: Klasse bis zur 13.
00:09:37: Klasse durchgehend gewesen.
00:09:39: Wir waren quasi 25 in der ersten Klasse und von denen sind 18 übrig geblieben in der
00:09:44: 13.
00:09:45: Jahre, alle miteinander, alle Klassen zusammengemacht und haben nebeneinander gehockt.
00:09:50: Und dann war die Uni natürlich eine riesige Trennung, weil niemand von den Jungs und Mädels
00:09:56: waren da und dann warst du ganz alleine und keiner von denen wollte Jura studieren.
00:10:00: Weil alle doch sehr links waren und Jura war so, oh Gott, was will man denn damit machen?
00:10:06: Und dann war ich an der Bozearius Law School und die sind nichts für mich und die Studiengebühren
00:10:10: in der Bozearius Law School, die waren auch nichts für mich.
00:10:13: Ja.
00:10:14: Und dann bin ich hier an die Uni und dann hat unser Dekan damals gesagt, gucken Sie nach
00:10:17: links, gucken Sie nach rechts.
00:10:19: Einer von denen wird nächstes Semester nicht mehr neben Ihnen sitzen.
00:10:22: Weil die faulen sind.
00:10:24: Weil es einfach so eine riesige Abbrecherquote bei Jura gibt, alle wollen es gerne machen.
00:10:29: Hatte ja auch kein NC.
00:10:30: Ich bin relativ easy reingekommen.
00:10:31: Er hatte mich fürs Abi und ich war so anstrengend, weil ich dachte, ich werde ja Jurist.
00:10:35: Ist ja klar, was ich mache.
00:10:36: Ich brauche kein NC.
00:10:37: Ich habe 2,3 Abi gemacht.
00:10:38: Hab dafür eine sehr schöne Abi-Zeit, hab ich mir nicht anstrengt muss.
00:10:41: Dann saß ich hier in dieser Uni und guckte in diesem Hörsaal und dann habe ich eine
00:10:47: Stunde bekommen tatsächlich, das war Strafrecht, in diesem Hörsaal, nämlich als Kind war.
00:10:52: Im ESA.
00:10:53: Ja.
00:10:54: In einem dieser Schlauchhörsel an der Seite und ich saß dort und ich dachte, ich spinne,
00:10:59: als ich das erste Mal dort reinging, kam diese Erinnerung des 5-Jährigen Michelts
00:11:04: wieder hoch und ich guckte nach links und rechts und das war mir so krass.
00:11:06: Das ist 20 Jahre hier.
00:11:08: Meine Mutter hat zu mir damals gesagt, hier wirst du eines Tages vielleicht sitzen und
00:11:11: ich sitze jetzt tatsächlich in diesem Hörsaal.
00:11:13: Er sieht immer noch genauso aus, er riecht immer noch genauso.
00:11:15: Das ist es also.
00:11:17: Und was war das für ein Gefühl, dass sich eine Erwartung erfüllt hat oder dass sich
00:11:22: ein Kreis schließt?
00:11:23: Ja, der Kreis hat sich geschlossen.
00:11:24: Ich gehe tatsächlich ab und zu, wenn ich Zeit habe, laufe ich noch mal ins ESA und
00:11:28: gehe da noch mal durch und gucke mir das noch mal an.
00:11:31: Ich nehme auch ab und zu Menschen dorthin mit, von denen ich weiß, dass die sich irgendwie
00:11:35: so gar nicht für Forschung, für Lehre, für Bildung interessiert und so ganz woanders
00:11:39: sind.
00:11:40: Und dann erzähle ich ihnen diese Geschichte und zeige ihnen diesen Ort und dachte mir,
00:11:42: vielleicht macht das ja mit den Leuten auch was.
00:11:43: Also nicht, dass alle Menschen Lehre und Forschung sie bilden müssen.
00:11:46: Aber es zeigt einem, was in diesem Land möglich ist.
00:11:50: Das vergessen wir auch immer wieder.
00:11:51: Also was ist neben den schwierigen Erfahrungen?
00:11:53: auch für wahnsinnig tolle Erfahrungen gibt, dass dieses Gebäude so viele Jahre dort steht.
00:11:58: Das ist auch eine Errungenschaft.
00:11:59: - So Beständigkeit? - Ja.
00:12:01: Und dass man dort frei ist, dass die Tür offen ist.
00:12:03: Dass man einfach reingehen kann, dass man das jemandem zeigen kann.
00:12:06: Dass es dort keine Security gibt, dass da niemand rumläuft.
00:12:09: Dass man sicher ist.
00:12:11: Das ist ein riesiges Geschenk, was wir haben.
00:12:14: Ich finde, es müssen Menschen wissen, vor allem die, die hierher kommen.
00:12:18: Hier auch mit geflüchteten Viel dorthin, um ihnen einfach so diese Welt hier zu zeigen.
00:12:22: Wie das denn so sein kann.
00:12:24: Und das ist eine unglaubliche Macht.
00:12:27: Das finde ich voll schön, wenn du das so benennst.
00:12:29: Genau, auch das Konzeptbildung für alle.
00:12:31: Auch ohne Kosten auch für alle.
00:12:34: Und natürlich dann auch die Wissenschaftsfreiheit.
00:12:36: Wir realisieren es ja alle immer erst, werden die da mal hingefahrgerät.
00:12:41: Ich war ja der Jahrgang, der Studiengebühren bekommen hat.
00:12:44: Also ich war diese ganz kurze Jahrgang, wo hier alles durcheinander liefen.
00:12:48: Wo es diese Automaten gab, wo man diese Messer-Tickets reinpacken musste.
00:12:52: Der Automat überschrieb dann irgendwie diese Sachen nicht.
00:12:55: Es funktionierte alles nicht.
00:12:57: Man dachte, das ist so ach je.
00:12:59: Weil der Bozehrer ist losgeliefert, ging alles super.
00:13:01: Aber das war das Tolle.
00:13:03: Also wir mussten kämpfen.
00:13:05: Wir mussten immer wieder zum Astha, wir mussten dieses Ticket vorzeigen.
00:13:08: Wir mussten irgendwie gegen die Studiengebühren kämpfen.
00:13:11: Wir haben gestreikt.
00:13:13: Es war schon ein ganz kleines bisschen Studienleben,
00:13:17: wie das sich die Eltern vorgestellt haben.
00:13:20: Wir sind einmal auf den Tisch gesteckt und haben gesagt,
00:13:24: wir möchten keine Studiengebühren.
00:13:26: Und dann sind wir auch wieder irgendwann anders hingegangen.
00:13:28: Aber so ein Hauch des Widerstandes war dabei.
00:13:30: Und das tat ganz gut. Das ist bis heute geblieben.
00:13:32: Also ich hab das immer noch in mir.
00:13:34: Das muss sein, was nicht einverstanden ist, kann man den Mund ja schon aufmachen.
00:13:37: Sehr schön.
00:13:39: Und dann hast du ja irgendwann Poetry-Slam für dich entdeckt.
00:13:42: Ja.
00:13:44: Und wie war das denn?
00:13:46: Und irgendwie war Jura ja doch nicht so deins.
00:13:48: Auf dem Weg.
00:13:50: Also ich mochte Jura sehr gerne.
00:13:52: Ich habe das wirklich sehr gerne studiert.
00:13:54: Ich habe auch sehr gute Noten gehabt.
00:13:56: Es hat alles sehr viel Spaß gemacht.
00:13:58: Aber ich habe dann die Praktika an den Gerichten gemacht.
00:14:00: Und diese Gerichte, die habe ich mir anders vorgestellt.
00:14:02: Daran sieht es aus wie bei "Madlock" in den Serien wie in den USA.
00:14:05: Da kommt man rein, dann trinkt man was Cooles.
00:14:07: Und dann sitzen die Leute da, also was für ein naive Vorstand.
00:14:10: Ich bin ja hier groß geworden.
00:14:12: Als ich in einem Zugericht saß dort,
00:14:14: da hat ich mir aber, Michelle, was hast du dir denn vorgestellt?
00:14:17: Und ich habe mir auch sehr gut ausgedacht.
00:14:19: Warum hast du dir gedacht, du bist jetzt hier irgendwie in Washington.
00:14:22: Und trittst jetzt hier irgendwie auf.
00:14:24: Oder noch schräge in Großbritannien mit Rosshabhörnöcke und so.
00:14:27: Eigentlich ganz gut, dass das hier so ist.
00:14:29: Dass der Richter nicht da oben sitzt.
00:14:31: Und man sich nicht verkleidet und dieser ganze Quatsch.
00:14:33: Aber diese Orte haben mich depressiv gemacht.
00:14:36: Wir sind ja damals, 2000er Jahrgang, Jura ist ja auch Richter ausgebildet worden.
00:14:40: Man sollte ja am Ende gehen,
00:14:42: dass mehr daraufhin und weniger Spezialisierung
00:14:44: sondern mehr allgemein alles lernen.
00:14:46: Und ich habe diese Richterorte gesehen, diese Büros.
00:14:49: Und die dachte ich mir,
00:14:51: nee, da, da, den Rest meines Lebens drinsitzen und Akten wälzen.
00:14:54: Das kann ich nicht.
00:14:55: Und nebenan war das Schauspielhaus.
00:14:57: Und dann sah ich nicht da, da ich mir so hoch.
00:15:00: Was ist das denn?
00:15:02: Was ist denn das für ein Ort?
00:15:04: Was ist das denn hier so schön?
00:15:06: Hier möchte ich lieber sein.
00:15:07: Jetzt, heute, glaube ich,
00:15:08: manchmal sollte ich auch wieder in dieses Richterbüro zurück,
00:15:10: weil da habe ich meine Ruhe, mache die Tür zu.
00:15:12: Und dann mich für mich,
00:15:13: als auf der Bühne, wo du die ganze Zeit von Leuten belagert bist,
00:15:16: aber das war so die Entscheidung zu sagen,
00:15:19: ich gehöre doch vielleicht woanders.
00:15:21: Obwohl ich das nie wollte.
00:15:22: Also ich habe nie irgendeine, je eine Idee gehabt,
00:15:25: außer des Berufsanwalts,
00:15:27: irgendetwas anderes in meinem Leben zu machen.
00:15:29: Das war für mich aber klar.
00:15:31: Dann ist das aber nichts geworden.
00:15:32: Ich bin dann auf der Bühne gelandet.
00:15:34: Und kannst du dich an den Moment noch erinnern?
00:15:36: Also gab es irgendwie ein spezielles Gericht,
00:15:38: spezieller Amtsstube, wo es passiert ist?
00:15:40: Also du hast das so, das war es jetzt, ich bin raus.
00:15:42: Ich habe mich in einem Strafjustizgebäude
00:15:44: um Jugendrecht hingestellt.
00:15:46: Das war sehr spannend.
00:15:47: Ich hatte auch wirklich zu tun dort.
00:15:48: Ich musste mal mal übersetzen,
00:15:49: weil dort Kinder waren, Jugendliche waren,
00:15:51: aus meinem Sprachkreis.
00:15:52: Der Richter hat mich viele Sachen gefragt,
00:15:54: haben gesagt, wie sehen Sie das denn?
00:15:56: Sind denn näher an denen dran?
00:15:57: Ich war in der Justizvollzugsschaltenden Untersuchung,
00:15:59: das war ganz aufregend.
00:16:00: Aber dieser Ort war so beklemmend.
00:16:03: Und da habe ich gemerkt, das mache ich nicht.
00:16:05: Das war das andere.
00:16:06: Das war ein zweites Praktikum.
00:16:07: Das große musste ich auch machen,
00:16:08: das große Justizpraktikum,
00:16:09: das habe ich dann im Rathaus gemacht.
00:16:11: Das war cooler.
00:16:12: Und dachte mir, vielleicht geht das dann doch
00:16:14: in eine Verwaltungslaufbahn
00:16:16: oder eine politische Laufbahn?
00:16:18: Ich glaube von Beust,
00:16:19: wir sind ja viele, die hier an dieser Uni studiert haben.
00:16:21: Den fand ich cool, das ist mir nicht toll.
00:16:23: Das wollte ich gerne machen.
00:16:24: Das war mal Praktikum.
00:16:25: Da habe ich dann ein Praktikum,
00:16:26: viele Jahre vor sieben Jahren in der Senatskanzler,
00:16:28: dann habe ich dann gearbeitet,
00:16:29: um mir meinen Referendarsplatz warm zu halten.
00:16:31: Weil die haben Juristen gerne genommen,
00:16:33: waren auch alle selber Juristen.
00:16:35: Und als er dann abgewählt worden ist
00:16:38: oder gegangen ist besser,
00:16:39: dann habe ich auch realisiert, so hoch,
00:16:41: das ist ja total instabil dieser Job.
00:16:44: Ich muss ja alle vier Jahre mich neu bewerben,
00:16:46: da habe ich kein Lust zu.
00:16:47: Und habe ich gesehen, die Bühne dann...
00:16:49: Das war Stabiles gesucht und hast eine...
00:16:51: Dann habe ich die Bühne gefunden.
00:16:53: Das instabilste, was man bekommen kann.
00:16:54: Jeder Vieltritt wird sofort bestraft,
00:16:56: und man kann sehr schnell weg sein.
00:16:57: Das wusste ich damals ja noch nicht.
00:16:59: Also vor Social Media war das ja unklar.
00:17:01: Heute weißt du, dass das eh nicht gefährlich ist,
00:17:03: was man dort macht.
00:17:04: Was man jetzt hier sagt in so einem Podcast,
00:17:06: wie man sich so benimmt.
00:17:07: Aber am Ende habe ich mich entschieden,
00:17:11: ich verfolge dann diesen...
00:17:12: Ich habe lange trotzdem noch an dem Gedanken,
00:17:15: ich lasse mich irgendwo nieder und arbeite dort
00:17:18: und vielleicht promoviere ich noch.
00:17:20: Und ich habe lange festgehalten.
00:17:22: Also bis Mitte der 2010er.
00:17:24: Und irgendwann habe ich gemerkt, nee, wahrscheinlich.
00:17:26: Und dann war aber auch das Poti-Slam schon am Fliegen?
00:17:29: Dann war es am Fliegen, aber so richtig.
00:17:31: Also das war dann mit die großen Seele vollmachen.
00:17:34: Und dann habe ich aber zeitgab an die Uni wieder zurückzukehren.
00:17:38: Ja, warte mal ganz kurz.
00:17:39: Wann gab es auch so einen Moment,
00:17:41: bei dem du diese Wegeablung genommen hast,
00:17:43: Poti-Slam, dass du gesagt hast,
00:17:45: nee, fühlt sich richtig an.
00:17:46: Ich habe das genau richtig gemacht für mich,
00:17:48: dass ich diese Tür zugemacht habe
00:17:50: und jetzt auf der Bühne bin.
00:17:51: Na ja, bis heute nicht.
00:17:53: Weil es ist ein eigenartiger Beruf.
00:17:55: Also wir haben ja immer Probleme, was sind wir,
00:17:57: was machen wir, ist man Künstler,
00:17:59: ist man Fernseher oder ist man Journalist,
00:18:00: ist man Aktivist.
00:18:01: Es sind so viele verschiedene Dinge,
00:18:02: die im Kopf suchen.
00:18:03: Und ich habe mich immer sehr schwer getan,
00:18:05: dass ich einfach nur Michelle bin.
00:18:07: Ich muss sagen, ich bin ich.
00:18:08: Und was machen Sie dann, muss ich sagen,
00:18:10: Tumola ist vielleicht ein bisschen unhöflich,
00:18:12: aber Sie können, wenn Sie es googeln,
00:18:14: dann bekommen Sie so einen Eindruck.
00:18:16: Weil ich weiß es selber auch nicht so genau.
00:18:18: Ich bin einfach da und ich mache so Dinge.
00:18:20: Aber was?
00:18:21: Ja, wo sind Sie?
00:18:22: Malen Sie denn Bilder als Künstler?
00:18:23: Ja, aber nein, ich bin nicht bildener Künstler.
00:18:25: Schreiben Sie in Bücher, sage ich ja auch,
00:18:27: aber es ist so schwer, das andere ist einfach.
00:18:29: Ich bin rechts an, bei Punkt.
00:18:31: Ach so, ja, alle Bilder im Kopf.
00:18:34: Und damit habe ich mich mittlerweile abgefunden,
00:18:36: dass das so ist.
00:18:37: Aber es ist, Bühne ist halt immer offen.
00:18:41: Also da gibt es halt keine Türen, die ist rund.
00:18:44: Man kann nur irgendwohin gehen oder überall.
00:18:47: Das weiß man immer nicht so genau.
00:18:49: Dann wolltest du gerade Ansätze, glaube ich,
00:18:51: sagen, dass du ja nochmal an die Uni zurückgekommen bist?
00:18:53: Genau.
00:18:54: Was hat dich dazu bewegt?
00:18:55: Ich habe dann die Zeit gehabt, ich wollte immer gerne
00:18:58: Islamwissenschaften und Iranistik studieren aus Interesse.
00:19:01: Also aus reiner Neugier um was zu lernen.
00:19:04: Für mich gar nicht mit da drin zu arbeiten
00:19:07: oder irgendwas mit Geld damit zu verdienen.
00:19:09: Und dann habe ich im Poetry Islam die Zeit gehabt,
00:19:12: weil es war abends die Arbeit.
00:19:14: Und dann habe ich mich zurückgekommen und habe gesagt,
00:19:17: ich mache das jetzt.
00:19:18: Ich schreibe mich jetzt dort ein und ich gehe jetzt dorthin
00:19:20: und ich setze mich dorthin.
00:19:21: Ich war zehn Jahre, zwölf Jahre älter als alle anderen.
00:19:23: Alle kannten mich natürlich, es war noch aus unserer Szene
00:19:26: noch dazu, weil viele Migranten, die dort saßen.
00:19:29: Alle gucken mich immer so an, was machst du hier?
00:19:32: Wir kennen dich immer, wir haben dich gestern Abend auf der
00:19:34: Bühne, du sitzt hier und studierst mit uns.
00:19:36: Und habe ich das aus reiner Interesse, habe ich das gemacht.
00:19:38: Und das hat mir so viel Freude gemacht, dass das geht.
00:19:42: Dass man einfach sagen kann, ich gehe wieder an die Uni zurück,
00:19:44: ich setze mich dorthin und ich lerne einfach irgendwas.
00:19:47: Nur für mich.
00:19:48: Und muss dann wieder irgendwie Klausuren schreiben.
00:19:50: Hast du da aber über dich selbst was gelernt?
00:19:52: Also du hast ja vorhin viel darüber gesprochen,
00:19:54: dass das schon eine Rolle spielt.
00:19:56: Dass du im Iran geboren bist, deine Eltern auch von da stammen.
00:20:00: Gab es da irgendwie so ein Moment, dass du sagst,
00:20:02: oh ich habe jetzt was über mich selbst genährt,
00:20:04: über die Kultur aus der ich komme, hat das irgendwie dein Leben
00:20:06: dann verändert?
00:20:07: Nee, eher der Gedanke, dass ich mit meinem ersten Studium der
00:20:10: Meinung war, man sollte doch die Jugendlichen ja quasi
00:20:14: ein bisschen mehr an die Hand nehmen und sie nicht einfach
00:20:16: in so eine Uni reinwerfen, wo sie mal gucken sollen,
00:20:18: was da läuft.
00:20:19: Also das war völlig falsch, dachte ich.
00:20:22: Man sollte den erst mal einen Jahr lang abnabeln und dann in die
00:20:26: Universität schicken.
00:20:28: Und als ich dann dort saß, als Erwachsener, der schon ein bisschen
00:20:31: was gemacht hatte, dachte ich mir, nee, das war eigentlich
00:20:34: ganz gut so.
00:20:35: Also hätte ich die Erfahrungen als 20, 18-Jährige damals nicht
00:20:38: gesammelt, um zu wissen, wo ich bin.
00:20:40: Dieses Café nur für Gäste.
00:20:41: Ich dachte, das ist halt nur für Gäste.
00:20:43: Ich habe das Jahre nicht begriffen, was das bedeutet.
00:20:46: Und diese Sachen im Kopf zu haben und die zu lernen,
00:20:49: da habe ich dann gemerkt, nee, ist es doch ganz gut, wenn man mal
00:20:52: irgendwie mal irgendwo hingeschubst wird.
00:20:54: Dann bist du dann da und dann musst du mal gucken, wie du
00:20:56: zurechtkommst, als jetzt mit 30 wiederzukehren und natürlich
00:20:59: zu wissen, wie man Anträge stellt und wo der Raum ist.
00:21:02: Und dass das Café nur für Gäste reinrechtlich gesehen,
00:21:04: nicht nur für Gäste sein darf in Deutschland.
00:21:06: Man ist dann viel schlauer.
00:21:08: Aber es ist schon sehr anders, mit 20 zu studieren oder mit 30
00:21:12: zu studieren.
00:21:13: Es ist schon sehr andere Welten.
00:21:14: Also ich fand das dann ganz gut, dass ich die Gelegenheit hatte,
00:21:17: damals hier reingeschubst zu werden.
00:21:19: Ja, und du klingst so, als wenn du immer eine starke Verbindung
00:21:22: noch zur Uni auch hast.
00:21:23: Du hast vorhin gesagt, Promotion ist noch ein Thema.
00:21:26: Ist es ein Thema?
00:21:27: Ja, also dieses sich weiterbildende, also meine ganze Familie ist
00:21:30: so, wir sind so aufgewachsen, dass wir uns interessieren,
00:21:33: was um uns herum passiert und dass, indem man über den
00:21:35: unendlichen Mengen an Wissen, die man heute frei zur
00:21:38: Verfügung hat.
00:21:39: Früher diese Karteikartenraussuchende in die Bibliothek
00:21:42: reinlaufen, nämlich allen Bücherraussuchen, die kopieren,
00:21:44: was für eine Arbeit das war.
00:21:45: Und heute ist einfach alles da und wir können uns weiter
00:21:48: bilden.
00:21:49: Deswegen dachte ich mir, wenn wieder so ein Moment kommt,
00:21:51: wo ich, wie beim Protoslam, wieder Zeit habe, wo ich
00:21:54: wieder abends arbeite, ist das doch immer eine Option,
00:21:57: an die Uni zurückzukommen und zu sagen, ich mache was.
00:22:00: Hier bin ich meinem Professor, meinem Lieben Ludwig Paul,
00:22:02: auch darüber geschrieben.
00:22:03: Und dann meinte er, ich habe da eine tolle Idee, er hatte
00:22:06: schon gleich eine Idee, was ich machen könnte.
00:22:08: Dann meinte ich, also bleiben Sie hier, ich bleibe auch hier
00:22:12: und dann treffen wir uns irgendwann und dann, wer weiß,
00:22:15: vielleicht wird es ja.
00:22:16: Also, Interesse habe ich schon dran.
00:22:18: Ja, schön.
00:22:19: Dann tagsüber promovieren, abends U-Boot.
00:22:21: Ja, genau.
00:22:22: Oder das U-Boot irgendwann, kein U-Boot mehr und dann
00:22:24: nur noch tagsüber promovieren.
00:22:25: Das wäre natürlich auch schön, nur zu sitzen und zu
00:22:27: recherchieren.
00:22:28: Man braucht es, glaube ich, ab und zu mal.
00:22:30: Wenn man viel auf der Bühne steht, tut das mal ganz gut,
00:22:32: weil man irgendwo mal ein bisschen stille ist.
00:22:34: Sehr, sehr schön.
00:22:35: Wir kommen so langsam zum Schluss.
00:22:36: Ich hätte noch eine Frage.
00:22:37: Und zwar, wenn du dir vorstellst, du hättest die Chance,
00:22:41: jetzt dem jungen Michel, der 2000 sein Studium hier anfängt,
00:22:46: an der Uni Hamburg, nochmal was zuzurufen.
00:22:48: Was weiß ich?
00:22:49: Was ermutigen das, was warnen das?
00:22:51: Was würdest du ihm sagen?
00:22:52: Ich glaube, ich würde ihm sagen, mach mehr das, was du selber
00:22:57: denkst, was richtig ist.
00:22:59: Und guck weniger auf die anderen.
00:23:02: Also trau dich ein bisschen mehr auszubrechen.
00:23:05: Das würde ich sagen.
00:23:07: Ich war ein wenig zaghafter und ich war ein bisschen vorsichtiger.
00:23:11: Was nicht schlecht war, aber da ging mehr.
00:23:14: Vor allem, weil das ein immer am Ende psychisch belastet,
00:23:18: weil man denkt, ich habe damals nicht das gemacht,
00:23:21: was ich vielleicht machen wollte, weil ich mich beeinflussen
00:23:23: lassen, von meinen Eltern, von Freunden, um für andere zu
00:23:27: leben und denen zu gefallen und nicht so viel Widerstand zu
00:23:30: haben.
00:23:31: Und heute würde ich sagen, Widerstand ist gar nicht so
00:23:33: schlecht.
00:23:34: Man kommt da schon einfacher durch, als man letztendlich denkt.
00:23:38: Klasse.
00:23:39: Danke für diesen schönen Dank zum Schluss.
00:23:41: Vielen Dank für das Schöne Gespräch.
00:23:43: Vielen Dank, Michel.
00:23:44: Vielen, vielen Dank.
00:23:45: Schön, hier zu sein.
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