"Campus-Legenden" mit Marylyn Addo

Shownotes

Prof. Dr. Marylyn Addo, Professorin für Medizin und Infektiologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, wuchs in Troisdorf auf und entdeckte schon früh ihre Begeisterung für Naturwissenschaften und Medizin. Nach Studien- und Ausbildungsstationen in Bonn, Straßburg, Lausanne und 14 prägenden Jahren in den USA kehrte sie nach Deutschland zurück, um Forschung, Klinik und globalen Gesundheitsthemen zu verbinden. Im Gespräch mit Universitätspräsident Dr. Hauke Heekeren erzählt sie, wie internationale Erfahrungen, Teamwork und der Umgang mit Krisen – von Ebola bis Covid-19 – ihren Weg formten und warum sie Hamburg heute als idealen Ort für moderne Infektionsforschung sieht.

Transkript anzeigen

00:00:05: Gebore in Bonn leitet sie als Gründungstirektorin das Institut für Infektionsforschung und Impfstoffentwicklung und ist Professorin für Medizin und Infektiologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.

00:00:18: Nach ihrem Studium der Medizin in Bonn, Straßburg und Lausanne sowie ihrer Promotion, forschte sie zunächst an verschiedenen renommierten Institutionen der USA, darunter die Harvard Medical School und das Reagan Institute in Cambridge, Massachusetts, wo sie führende HIV-Forschung betrachten.

00:00:35: Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehört die Entwicklung von Impfstoffen gegen neu auftretende Infektionskrankheiten, mit denen sie bereits bahnbrechende Erfolge erzielen konnte, etwa bei der Ebola-Impfstoffentwicklung und als führende Expertin bei der Entwicklung von Corona-Impfstoffen seit Jahrzehnte.

00:00:52: Für ihre herausragende Leistung in der Erforschung neu auftretender Infektionskrankheiten wurde sie im Jahrzehnte mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

00:01:01: Seit Jahrzehnte leitet sie die Abteilung für Infektiologie und Tropenmedizin am UKE.

00:01:08: Professor Dr.

00:01:09: Marilyn M. Addo.

00:01:19: Herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Campus-Legenden.

00:01:23: Mein Name ist Hauke Hekerin und ich bin der Präsident der Uni Hamburg.

00:01:28: Heute ist mein Gast Professor Dr.

00:01:29: Marilyn Addo.

00:01:32: Marilyn Addo ist Professorin für Medizin und Infektiologie und Leiterin der Abteilung für Infektiologie und Tropenmedizin an unserem Universitätslinikum Hamburg-Eppendorf, kurz UKE.

00:01:45: Sie hat Medizin in Bonn, Straßburg und Lausanne studiert, in Bonn und Lausanne promoviert und anschließend mehrere Jahre in den USA gearbeitet.

00:01:56: Ich möchte heute mit ihr darüber sprechen, wie sie ihren Weg in die Medizin gefunden hat, wie ihre Studienzeit und internationale Stationen sie geprägt haben und welche Erfahrungen sie als Wissenschaftlerin weltweit gesammelt hat.

00:02:09: Schön, dass du heute hier bist, liebe Marianin.

00:02:11: Hallo, Hauke.

00:02:12: Ich freue mich, hier zu sein.

00:02:13: Vielen Dank für die Einladung.

00:02:15: Du bist im Bonn geboren und hast dann in Trostorf, Abbie, gemacht.

00:02:21: Hol uns noch mal ab.

00:02:21: Wie sah damals dein Plan, deine Fantasie für deine Zukunft aus?

00:02:26: Ja, also ich bin ja in dieser... Industriestadt im Grünen, Trostov, dann aufgewachsen.

00:02:32: Und neunundachtzig war ja eine total spannende Zeit im Grunde genommen auch.

00:02:35: Also wenn man überlegt, dass im Herbst dann die Mauer gefallen ist, mehr später ist Nelson Mandela aus dem Gefängnis gekommen.

00:02:41: Also es war auch so eine politisch irgendwie interessanter Zeit.

00:02:44: Ich habe mich immer schon für Naturwissenschaften interessiert und Medizin war eigentlich, ich sag mal, ab der Mittelstufe immer schon so etwas, das mich fasziniert hat.

00:02:54: Und So wahrscheinlich auch so von meinem internationalen Hintergrund.

00:02:58: Mein Vater kommt ja aus Ghana, hat mich auch so die Truppenmedizin immer interessiert.

00:03:02: Und eigentlich war der Fahrplan Medizin schon relativ klar in der Oberstufe.

00:03:07: Dann hatte ich aber einen kurzen Moment, wo ich dachte so, oje, mein Vater sagt, Medizinerfamilie, das geht gar nicht.

00:03:13: Und dann hab ich tatsächlich aktiv geguckt, was gibt's in uns noch so.

00:03:16: Und hab noch mal sehr genau nachgeschaut, was kann ich sonst noch studieren?

00:03:20: Dann hab ich mir Lebensmittelchimi angeschaut, Chemie.

00:03:23: Theologie sprachen und habe aber dann den Weg wieder zurück zur Medizin gefunden.

00:03:28: auch nie und auch nie bereut.

00:03:30: Okay.

00:03:31: Und dein Vater war jedenfalls auch Mediziner.

00:03:34: Was hat dich an seinem Arzt sein denn fasziniert oder vielleicht auch abgeschreckt?

00:03:41: Also ich muss erst mal sagen, dass Also mein Vater ist ja als Garnascher Stimmeliati hingekommen, um Medizin zu studieren.

00:03:48: Den Weg fand ich schon faszinierend.

00:03:50: Also den sind wir jetzt auch mit der Familie noch mal nachgegangen im letzten Jahr.

00:03:55: Weil deswegen hat eine Bildung für uns einen sehr großen Stellenwert in der Familie.

00:03:58: Weil tatsächlich ja, mein Vater kam auch vom Bauernhof, meine Mutter kam vom Bauernhof und im Grunde genommen hat sein Intellekt und dass seine Ausbildung ihnen dann halt ganz viele Türen geöffnet und das war aber uns immer sehr präsent.

00:04:09: Mein Vater war ein sehr warmherziger Mensch und ein ganz toller Arzt.

00:04:14: Also ich habe mich natürlich selber als Kind nie so mitbekommen, aber es ist mir viel gespiegelt worden bis heute noch.

00:04:21: Und auch mein Vater ist ja leider verstorben.

00:04:22: Ich glaube, wir waren alle überwältigt, weil es passten gar nicht alle Leute in die Köche rein.

00:04:26: Also der hat schon sehr viele Menschen berührt.

00:04:30: Was hat mich abgeschreckt?

00:04:31: Ich habe selber noch viele Bilder von mir und meiner Mutter vor dem Krankenhaus auf meinen Vater warten, ihn abzuholen.

00:04:38: Und er war Urologe und ist natürlich schon auch ein Job als Chirurg, der viel fordert.

00:04:46: Und er hat es aber auch sehr zelebriert und geliebt.

00:04:48: Das war sein.

00:04:50: Und deswegen war er natürlich auch zu Hause weniger präsent.

00:04:53: Und bei uns war natürlich auch so als Teenager durfte man an den Tagen oder Dienst nicht ans Telefon, weil es waren so kleine Einschränkungen.

00:05:01: Du wusstest ganz gut, worauf du dich einlässt.

00:05:03: Ja.

00:05:05: Hast du gerade schon gesagt, dass du zwischendurch auch mal an andere ... Studiemöglichkeiten gedacht hast.

00:05:11: War es natürlich klar, dass du in Bonn studierst, aus Trostow kommen, oder kam auch andere Orte infrage?

00:05:15: Also das war ja damals auch noch die zentrale Studienplatzvergabe und ich wollte eigentlich, hatte ich glaube ich Heidelberger Nummer einen gesetzt, Typik Nummer zwei, aber die haben glaube ich damals gerne Heimatnah vergeben.

00:05:28: Ich hatte mich das jetzt nicht wegbeworben, habe dann Bonn bekommen, aber Bonne ist eine tolle Stadt und das war ja auch zu dem Zeitpunkt noch der Hauptstadt.

00:05:36: Und also der Mix aus, ich glaube, siebzig Tausend Studierenden und vielen Diplomaten.

00:05:41: Also deswegen haben sich meine Eltern auch im Bonnen kennengelernt.

00:05:44: War schon auch ein spannender Mix.

00:05:46: Die Uni ist sehr schön, ehemaliges Schloss des Kurfürstens.

00:05:50: Also ich habe mich da sehr wohl gefühlt.

00:05:52: Und es war dann damals ja auch noch für Medizin eine Erasmus-Uni.

00:05:55: Und das war dann mein Launching-Pad für meine Erasmus-Jahre.

00:06:01: dann passt es gut gepasst.

00:06:03: Ja, ist auch heute eine tolle Uni.

00:06:04: Exzellenz-Uni wie auch die Uni Hamburg.

00:06:07: Auch sehr erfolgreich.

00:06:09: Wenn du an deine Studienzeit zurückdenkst, gibt es einen Moment, an dem dich besonders gerne erinnerst?

00:06:15: Ich hab ja, wie du und viele verschiedene Unis studiert.

00:06:18: Und ich hab da, glaub ich, für jede Uni so Bilder im Kopf, die ich besonders fand.

00:06:24: Also ich hab im Bond zum Beispiel damals in der Vorklinik.

00:06:26: Das ist ein Bond für die Medizin, auch interessant.

00:06:29: Bis zum Physikum ist man in der Stadt unten und dann darf man auf den Olympianberg, den Venusberg, wo die Unikliniken sind, aufsteigen.

00:06:37: Das war so von der Symbolik auch fast ein bisschen kurios.

00:06:41: Aber wir hatten z.B.

00:06:42: Biologieunterricht im Poppelsdauerschloss, im Lustschloss des Kurfürsen.

00:06:46: Das war schon natürlich erheben, wenn man da ins Schloss reingeht und da dann seine Vorlesung hat.

00:06:52: Ja, und ich glaube halt, ich weiß nicht, wie es dir geht, also ich kenne... Du kannst dich wahrscheinlich auch noch genau erinnern an alle Leute, die in deinem Praktisch standen.

00:06:59: Also diese Anatomie-Kurs ist natürlich auch einer der einen, glaube ich, prägt.

00:07:04: Ich kann genau noch aufsagen, wer da dran war und ich weiß auch, wo die jetzt in ihrem Leben sind.

00:07:09: Ja,

00:07:09: hast du noch Kontakt?

00:07:11: Wir haben tatsächlich jetzt nächstes Jahr dreißig-eriges Jubiläum und haben eine große World's App-Gruppe.

00:07:17: Da kommen sehr viele Leute zusammen.

00:07:18: Wie heißt die dann dann, die World's App-Gruppe?

00:07:21: Präptisch Bon-Ninzehn-Ein-Ninzehn-Ninzehn-Ninzehn-Ninzehn-Ninzehn-Ninzehn-Ninzehn-Ninzehn-Ninzehn-Ninzehn-Ninzehn-Ninzehn-Ninzehn-Ninzehn-Ninzehn-Ninzehn-Ninzehn-Ninzehn-Ninzehn-Ninzehn-Ninzehn-Ninzehn-Ninzehn-Ninzehn-Ninzehn-Ninzehn-Ninzehn-Ninzehn-Ninzehn-Ninzehn-Ninzehn-Ninzehn-Ninzehn-Ninzehn-Nin Oder war's mehr ein Job?

00:07:45: Ja, ich hab durch mein ganzes Studium hinweg gejobbt, auch als ich im Ausland war.

00:07:50: Ich hab ganz früh eigentlich schon begonnen.

00:07:52: Mit Beginn des Studiums hab ich mein Studium co-finanziert.

00:07:55: Den hab ich als studentischer Hausarrestkraft in Kragenhäusern gearbeitet.

00:07:58: Zuerst halt in der Heimatstadt oder in der Trußdorf, Medzitehnungs-I.

00:08:03: Und dann später in Bonn auf der Intensivstation.

00:08:05: Es hat mir auch wirklich viel gebracht fürs Studium.

00:08:08: Ich hab also ... Das würde ich auch wirklich ... Unsere Medizin-Studierenden noch mal ans Herz legen.

00:08:13: Also ich habe das ja in Amerika gesehen.

00:08:16: Da müssen die keinen Pflegepraktikum machen, die Studierenden.

00:08:18: Und das ist halt eine ganz andere Sache.

00:08:20: Ich glaube, man muss das mal gesehen haben von der anderen Seite.

00:08:23: Und mir hat das viel gebracht.

00:08:24: Aber ich habe auch viele Interessen gehabt.

00:08:25: Ich habe im Chor gesogen.

00:08:27: Ich habe das Studierendenleben in allen Universen teilgenommen.

00:08:30: Also zum Beispiel in meiner Zeit in der Schweiz.

00:08:33: Da hatten die so zwei, so einen Losan.

00:08:36: Es hat ja sehr direkt am Genfersee und die hatten dann Unisport, Katamaranseelen, Golfen, Snowboard.

00:08:44: Also ich habe solche Sachen gerne gemacht, aber wir haben auch in Bonn, das kann man gut feiern.

00:08:48: Und ich war gerade auf einer Abschiedsvorlesung, da hat der Professor gesagt, Play Hard und Work Hard und das haben wir eigentlich auch so gelebt.

00:08:57: Also ja, wir sind auch ab und nach dann der Party dann zum Frühdienst gegangen.

00:09:03: Studentische Aussichtskraftssache dann ohne Schlaf absolviert, aber da haben wir schon eigentlich alles mitgenommen.

00:09:09: Mhm,

00:09:10: gut.

00:09:11: Genau, du hast das schon angesprochen, die vielen Orte, Straßburg, Lausanne, später, vierzehn Jahre USA.

00:09:18: Und ich frage mich dann manchmal, ob wir als Wissenschaftler, also das auch gesagt, das ist ja ganz ähnlich, ob wir da so ein bisschen heimatlos werden oder ob man dann mehrere Heimaten hat, wie ist das bei dir?

00:09:32: Ja, das ist eine interessante Frage, weil die habe ich mir natürlich auch als Mixed-Trace-Person oft gestellt.

00:09:38: Und die finde ich dann eigentlich so beantwortet.

00:09:42: Also der Hintergrund ist, ich bin ja also half German, half Ghanaian.

00:09:47: Und in Deutschland habe ich natürlich auch, wie jeder Mensch mit dunkler Hautfarbe in Deutschland, auch Diskriminierungserfahrungen gemacht.

00:09:55: Aber bin ich in Ghana bin.

00:09:57: bin ich natürlich viel heller als alle anderen und auch nicht unbedingt, dass man da zu Hause ist.

00:10:02: Und das hat mich in der Zeit noch sehr beschäftigt, aber eigentlich habe ich es für mich so auch embraced, dass man halt Weltbürger ist und so sich das bei der Forschung auch.

00:10:11: Also wir haben halt das Privileg, dass wir in vielen Orten zu Hause sind und nicht heimatlos, sondern einfach, so wie ich mir das auch vorstelle, einfach ein Netzwerk haben, dass sich halt global erstreckt.

00:10:23: Gibt es einen Ort, der für dich eine besondere Bedeutung hat?

00:10:26: Also du sagst, das ist am allermeisten Heimat?

00:10:31: Ich bin natürlich ein reinisches Mädchen in der Sofa.

00:10:33: Also Deutschland ist schon nach meiner Heimat und in der Homebase auch, aber die Zeit in Boston war auch sehr prägend.

00:10:38: Das waren vor zehn Jahren, da sind auch meine Kinder geboren, da habe ich sehr viele auch wissenschaftliche Meistons quasi erlebt, die mich geprägt haben, aber auch halt ganz tiefe Freundschaften geschlossen.

00:10:52: Das sind, glaube ich, die beiden Orte.

00:10:55: Der Dom und Posten.

00:10:58: Der Dom und Posten.

00:10:59: Ja, okay.

00:11:00: Jetzt die lange Zeit in den Staaten.

00:11:03: Wenn du darauf zurückguckst, hast du da in der Zeit was über dich selbst gelernt, was du vorher noch nicht wusstest?

00:11:12: Ich lerne ja eigentlich täglich sein.

00:11:15: Mich dich noch nicht wusste.

00:11:16: Aber ich sage ja schon, das ist eine sehr prägende Zeit.

00:11:19: Ich kenne das gar nicht an einer Sache festhalten.

00:11:22: Es war für mich natürlich eine Zeit auch, wo ich halt als Working-Marm quasi meinen Weg finden musste.

00:11:29: Und ich hab ja da auch meine Facharztusbildung noch mal gemacht oder dann zu Ende gebracht.

00:11:35: Also das war schon eine harte Hausnummer, sag ich mal so.

00:11:39: Und da brauchts ... Ich hab ja schon gelernt, dass es ein Team braucht.

00:11:42: Es braucht ein Dorf, um solche Sachen auf den Weg zu bringen.

00:11:45: Ich hatte große Unterstützung von meinem Partner.

00:11:48: dass ich das halt machen konnte, weil das sind zum Teil neunzig Stunden, hundert Stunden gewesen, jeden dritten Tag Dienst.

00:11:54: Das muss natürlich auch dann getragen werden von Freunden, von Familie, von Partner.

00:11:59: Das war eine ausfordernde Zeit und ich habe so ein Bild zum Beispiel, dass ich dachte, ich habe die Kinder zur Schule gehört, ich bin im Job.

00:12:07: Und da hab ich so geschafft zur Zahnhygiene.

00:12:08: und dann lag ich auf dieser Liege und dann hatte ich gesehen, hatte zwei verschiedene Farben eine Schuhe an.

00:12:13: Ich hab immer Stiefel gekauft, die in verschiedenen Farben hatte ich einen braunen, einen schwarzen Stiefel an.

00:12:18: Aber dann kann man dann weder weinen oder lachen und dann hab ich mich fürs lachen

00:12:22: entschieden.

00:12:24: Machst du das seitdem öfter?

00:12:25: Bin

00:12:26: ich in zwei Schuhen?

00:12:27: Nee, das war kein Trend gesettet.

00:12:30: Okay,

00:12:31: das ... und dann ... Warst du ja tatsächlich an der Harvard Medical School, am Reagan Institute?

00:12:38: Also besser geht's nicht, kann man eigentlich sagen, oder?

00:12:43: Und dann, zwanzig, dreizehn, zurück nach Deutschland.

00:12:46: Was hat dich damals bewogen?

00:12:48: Was war dir wichtiger als die Ressourcen dort?

00:12:52: Ja, also das ist auch etwas, was ich oft, wenn ich so early career researchers und was erzähle, das kann man ja nicht vorplanen.

00:13:00: Es war nicht geplant.

00:13:01: Also es war jetzt nicht geplant.

00:13:02: So, jetzt ist der Zeitpunkt.

00:13:04: Jetzt gehen wir zurück und wo gehen wir hin?

00:13:05: Jetzt gehen wir nach Hamburg.

00:13:06: Das war ja nicht so.

00:13:07: Sondern es lief ja alles wunderbar.

00:13:09: Und ich hatte ich gerade, weil ich ja gerade da auch meine klinische Ausbildung schmerzlich nochmal neu gemacht hatte und jetzt endlich da als Oberärztin im Massgeneral etabliert war.

00:13:20: Und wir haben ein Haus gehabt, da die Kinder waren gut unterwegs.

00:13:24: Deswegen haben wir nicht aktiv gesucht.

00:13:25: Wir sind angesprochen worden.

00:13:27: Also das ist für meinen damaligen Mann.

00:13:30: eine Stelle hier in Hamburg, oder das ist ein Professor frei wurde und dann haben wir überhaupt erst mal angefangen so zu überlegen.

00:13:38: Langfristig war das schon etwas, was wir wollten, wieder nach Deutschland zurück, aber zu dem Zeitpunkt war das eigentlich überhaupt nicht aktuell und es sollte eigentlich ein bisschen eigentlich eher so ein Trial Run sein.

00:13:48: und dann waren aber die Bedingungen so gut und für zwei Professorinnen den Weg zu finden, eine Uni, wo beide attraktive Stellen bekommen.

00:13:59: Das gibt es ja auch nicht so häufig.

00:14:00: Und dann muss das ja auch noch passen in das Lebensgefüge.

00:14:02: Die Kinder waren vier und zehn.

00:14:05: Also, die konnte man noch gut verpflanzen.

00:14:08: Und das war der richtige Moment.

00:14:10: Und dann haben wir einmal lange am Meer spazieren gegangen und haben gesagt, wir wagen diesen Sprung jetzt.

00:14:17: Obwohl es eigentlich da, man soll ja die Party immer verlassen, wenn es am besten ist.

00:14:20: Und es war eigentlich so am besten.

00:14:22: Wir haben uns dann auch als Familie gesagt, lass uns mal gucken nach einem Jahr, wie es uns geht.

00:14:26: Und dann ging es uns gut und dann sind wir geblieben.

00:14:29: Und das haben wir auch keinen Moment bereut.

00:14:32: Ja, schön.

00:14:32: Ja, das ist da gerade so ein ... Wir nennen das einmal Dual Career.

00:14:36: Das ist was, hab ich so in einem, tut sich Amerika ein bisschen leichter mit, als wir hier so im deutschen System.

00:14:42: Toll, dass das bei euch dann so funktioniert hat.

00:14:44: Ja,

00:14:45: genau.

00:14:45: Aber wie gesagt, so was kann man dann fast nicht planen, ne?

00:14:49: Ja.

00:14:50: Dann ... Würde ich gerne mal kurz, fast ein bisschen wissenschaftlicher werden.

00:14:55: Du hast dich ja sehr, sehr stark mit dem Ebola-Virus beschäftigt und dann ja auch in der Pandemie zu Covid wirklich eine wichtige Rolle gespielt.

00:15:04: Wie war das für dich gerade nun als Infektionsforscherin plötzlich im Zentrum einer globalen Pandemie zu stehen?

00:15:12: Ja, das war eine Herausforderung, sag ich mal so.

00:15:16: Ich kam hier in Hamburg an, und dieses Jahr war dieser große Ebola-Ausbruch.

00:15:26: Man muss ja sagen, auch Harvard hat einen nicht auf einen Ebola-Ausbruch so gut vorbereitet, weil die haben auch keinen Ebola-Patienten gehabt.

00:15:35: Insofern war das für mich schon auch eine wirklich steile Lernkurve, auch überhaupt für diesen Bereich Emerging Infections, eine Professor zu haben.

00:15:42: Ich hätte noch am Anfang gedacht, auch vielleicht muss ich mich da auch mal auseinandersetzen mit Medientraining.

00:15:48: Und dann kam das Medientraining zu mir, sozusagen.

00:15:51: Für die Pandemie hatten mich eigentlich diese, wir hatten ja dann den, am OKE, den ersten deutschen Ebola-Fall, den wir hier behandelt haben.

00:15:57: Das war ein ganz toller Team-Effort mit der Bundeswehr, mit dem Weihnachten Institut, mit den tollen Mitarbeitenden am UKE geleitet von einem unserer Oberärzte.

00:16:08: Und wir konnten diesen Kollegen, das war ja ein Kollege, der zu uns gebracht wurde, dann ja auch entlassen, genesen.

00:16:14: Aber das war wirklich ein herkules Effort, sag ich mal so.

00:16:19: Der hat uns dann aber auch motiviert, uns in die Forschung zum Impfstoff aktiv mit einzubringen.

00:16:24: Aber diese Medienattention, die vielleicht für viele Menschen nicht mehr so präsent waren, das hat mir geholfen, dann in der Pandemie nicht mehr so in der Schockstart zu sein.

00:16:33: Da hat man zum Beispiel schon mal Pressekonferenzen am UKE gemacht und ja, wie gesagt, die ersten Berührungen mit Medien- oder Wissenschaftskommunikation.

00:16:42: Aber trotzdem war das schon ein bisschen wie ein Tsunami.

00:16:45: Auf einmal diese Aufmerksamkeit und das war ja dann auch viel kontroverse darum.

00:16:50: Oder auch sind es halt Ängste gewesen.

00:16:53: Was hatten wir noch nie so betroffen, waren wir noch nie.

00:16:55: Und da war es mir wichtig, dann meinen Beitrag zu leisten und zu versuchen, zumindest aufzuklären über das, was wir wissen und diesen wissenschaftlichen Prozess mitzubegleiten.

00:17:06: Aber da haben wir jetzt auch noch was von dieser Aufarbeitung.

00:17:11: Wollte gerne einmal noch ganz kurz zurückspulen zu Ebola.

00:17:14: Wann war das noch mal?

00:17:15: Das war der Patient bei uns.

00:17:17: Und wie war das dann konkret?

00:17:19: Also kommt dann ein Anruf.

00:17:21: Wir bringen euch da jetzt jemanden,

00:17:23: oder?

00:17:23: Ja, das war ja tatsächlich so, das war ja nicht hier irgendwo in Deutschland, sondern es war ja eine Anfrage von der Weltgesundheitsorganisation.

00:17:29: Wir haben einen Mitarbeiter, also der erste, der kommen sollte, der ist leider verstorben, der war nicht mehr transportabel.

00:17:35: Der zweite, da hat die Wehrohren gefragt, könnt ihr den übernehmen und dann bei euch behandeln.

00:17:40: Und der ist dann mit einem Infektionstransport hierhin geflogen worden an den Flughafen, damit Infektionstransport zu uns in diese Einheit, wir sind ja eine von sieben dieser Einheiten in Deutschland.

00:17:52: Und ja, dann kam der in seinem Anzug, Isolieranzug.

00:17:57: Da konnte er noch gehen und dann wurde er tatsächlich richtig krank.

00:18:00: Und dann haben wir mit der Intensivmedizin und in unserer Isoliereinheit den behandelt.

00:18:06: Und das kann man sich halt so vorstellen, da müssen halt jeweils zwei, also einen Pflegeperlkraft und einen Arzt oder eine Ärztin, dritten sein beim Patient, dann zwei draußen, zwei in Reserve.

00:18:17: Und man darf nur drei bis vier Stunden in dem Anzug arbeiten.

00:18:19: Also es braucht wahnsinnige Personalressourcen auch.

00:18:22: Und das war schon eine tolle Erfahrung, aber auch eine Herausforderung.

00:18:28: Schön.

00:18:28: Hat das dich an deine Grenze geführt?

00:18:31: Ja,

00:18:31: also schon.

00:18:33: Ich sage immer Live-Starts auf die Konfektion.

00:18:35: Und da war ich sehr weit auf meiner Konfektion, weil ich hatte ja auch noch nicht in diesen Anzügen in der Art und Weise so viel gearbeitet.

00:18:43: Ich bin da wirklich, bevor der gekommen ist, in dem Anzug erst mal rauf und abgegangen, damit man auch, das ist ja auch ein bisschen Platzangst generierend.

00:18:53: Aber gesagt, es war auch toll zu sehen, auch da.

00:18:56: Es ist wieder so gewesen, dass Teamwork uns da durchgetragen hat und alle haben mitgemacht und sich zur Verfügung gestellt, so erbeindruckend.

00:19:06: Und wo findest du deine Kraft?

00:19:07: Also, wenn sowas ist, wo du sagst, jetzt bin ich wirklich hier am Rand.

00:19:11: Was machst du dann?

00:19:11: Was gibt dir dann Kraft, um das wiederzuholen?

00:19:15: Also, ich hab erst mal, glaub ich, ein sehr stabiles, tolles Netzwerk, so an Freunden, Familie.

00:19:21: Also, ich hab eine Gruppe von Freunden, die sind aus der fünften Klasse noch.

00:19:25: Und wir schreiben ... Aus

00:19:27: Trostorf?

00:19:28: Aus Trostorf und aus Loma, genau.

00:19:31: Und wir schreiben uns immer noch täglich.

00:19:33: Wir kennen uns ja jetzt schon.

00:19:34: viele, viele Jahre.

00:19:37: Das ist eine Kraftquelle.

00:19:40: Ich habe angefangen, in der Ebulatzeit regelmäßig zu meditieren.

00:19:46: In der Covid-Zeit hat man mich immer um die Alster gehen sehen.

00:19:50: Ich bin viel draußen unterwegs.

00:19:53: Das sind, glaube ich, die ersten drei Sachen, die ich versuche, zu aktivieren.

00:19:59: Wie stark beschäftigt dich das, weil du gerade hast gesagt, das ist nochmal ein Stichwort, Covid.

00:20:03: Wie stark beschäftigt dich das jetzt noch, so die Nachwähne oder Aufarbeitung?

00:20:07: Ist das was, was dich noch berührt?

00:20:09: Ich mich interessiert mehr, wie präsent ist das für dich jetzt gerade so.

00:20:13: Ja, also für mich ist es schon sehr präsent, weil so wie im Fußball nach dem Spiel das vorm Spiel, nach der Pandemie ist vor der Pandemie.

00:20:20: Und es ist total wichtig, dass wir uns hier wieder gut aufstellen.

00:20:24: Und wir hatten leider nicht eigentlich die Zeit und die Ressourcen, das vernünftig aufzuarbeiten, weil dann kam die Ukraine-Krise, dann kamen ganz andere Probleme in der Welt.

00:20:36: Jetzt haben wir die Enquetekommission und ich hoffe, dass da wir auf den Weg kommen.

00:20:41: Aber die Gesellschaft hat sich natürlich auch sehr gespalten.

00:20:43: Es gibt jetzt halt anti-wissenschaftliche Tendenzen.

00:20:45: Das Thema Impfen ist ein großes, das mir am Herzen liegt, das natürlich auch gerade und on the thread ist.

00:20:50: Also so will es es schon sehr präsent.

00:20:53: Also ohne die Konsequenzen daraus auch gesellschaftlich, die wirken nach für andere Bereiche auch.

00:21:02: Genau, dann würde ich gerne mal wieder auch hinziehen.

00:21:04: Und jetzt kommen, wie guckst du aktuell auf die Hamburger Forschungslandschaft, so UKE, Medizin, Uni Hamburg?

00:21:12: Du hast da gerade auch was Tolles wieder geschafft, ein Sonderforschungsbereich eingeboren, großes Forschungsprojekt.

00:21:17: Genau, und wie guckst du auf Hamburg als Forscherin?

00:21:20: Ja, ich bin eigentlich begeistert.

00:21:23: Ich muss sagen, ich habe Deutschlands ja verlassen, gerade weil es im Bereich Infektiologie weder in Facharzt gab, noch gute Forschungsmöglichkeiten.

00:21:31: Ja, durchaus geändert, auch gerade mit dem Deutschen Gesundheitszentrum, dem Deutschen Zentrum für Infektionsforschung.

00:21:36: Das war ja auch dann die erste Professur.

00:21:41: Ich war die erste Professur des Deutschen Zentrum für Infektionsforschungs und da gibt es ja ganz andere Karriere und Forschungswege.

00:21:48: Und dann Hamburg als Wissenschaftsstadt zu sehen, es hat mich schon auch begeistert, weil es gibt ja... ganz tolle Forschung an der Uni, aber auch außer Universität her, wo es sehr gute Kooperationen gibt.

00:22:00: Dann dieser Rückenbind, den wir auch von der Politik bekommen.

00:22:03: Also Wissenschaft wird ja mittlerweile sehr groß geschrieben hier in Hamburg.

00:22:07: Das finde ich ein ganz tolles Miteinander.

00:22:10: Und auch in den letzten Jahren ist auch die Universität unter dem neuen Leadership sehr gut zusammengewachsen, weiter zusammengewachsen.

00:22:17: Also die Player oder die Protagonisten, die Jetzt unterwegs sind, mit denen kann man, glaub ich, auch total toll gestalten.

00:22:26: Und das hat mich auch bewogen, hier in Hamburg zu bleiben.

00:22:28: Also, es gab ja auch Möglichkeiten, woanders hinzugehen.

00:22:31: Aber das hab ich ganz bewusst gemacht, weil hier Hamburg so viel Potenzial hat.

00:22:37: Und es ist auch einfach sich sehr viel bewegt.

00:22:38: Es macht Spaß.

00:22:40: Passt jetzt gerade richtig viel, ne?

00:22:41: Genau.

00:22:42: Dann hab ich noch zwei Fragen zum Abschluss.

00:22:46: Die eine ist, wenn du ... Das sind die zwanzigjährige Marilyn, ja?

00:22:52: Was würde die an deinem heutigen Wertegang am meisten überraschen?

00:22:55: Und gäbe es was, wo sie so leise stolz drauf wäre?

00:23:02: Die zwanzigjährige Marilyn hätte sich ja niemals gedacht, dass die mein Universitätsprofessor und für Intervizilogie.

00:23:10: in Hamburg ist.

00:23:10: Also das hätte die sehr überrascht.

00:23:12: Also ich bin angetreten, wollte Kinderärztin werden und Entwicklungshilfe machen.

00:23:17: Da bin ich ja sehr weit weg von, aber ich freue mich über jedes Abbiegen, dass ein anderen Weg eingeschlagen hat.

00:23:24: Das war immer toller als das, was ich geplant hatte, also insofern.

00:23:28: Und du hast gefragt, wo ist Orof, ist sie stolz?

00:23:31: Orof,

00:23:31: wer ist so

00:23:32: leise stolz?

00:23:36: Ja, es gab auch schwierige Zeiten, dass sie quasi sich da durchgebissen hat und dann den Weg weiter verfolgt hat.

00:23:49: Das geht sicherlich vielen Leuten so, dass es auf Wochen gibt, wo man jeden zweiten Tag alles hinschmeißen möchte und dass man sich dadurch auch mit seinem Netzwerk dann quasi durchgekämpft hat und dann jetzt hier angekommen ist, wo man ist und weitermachen kann.

00:24:04: Also ich bin ja ein großer Fan von Lifelong Learning und das soll ja heute noch nicht das Ende sein.

00:24:11: Sehr schön.

00:24:12: Dann hab ich noch eine Frage.

00:24:14: Wenn du jetzt die Gesetze der Physik außer Kraft setzen könntest und Marilyn, die neunundachtzig grad ihr Abi macht und in Richtung Studium geht, am Anfang des Studiums, noch was zurufen könntest, was wär das?

00:24:30: Die Gesetze der Physik

00:24:31: außer Kraft.

00:24:33: Also, fly high.

00:24:36: Das ist auf jeden Fall ... Also, was ich ... Welchen Rad ich geben würde und ... wäre, macht ihr nicht so viel Sorgen.

00:24:43: Ich habe mir viel mehr Sorgen gemacht und viel mehr Ängste gehabt.

00:24:50: Es ist natürlich nicht gewesen mehr.

00:24:51: Also ich glaube, ich habe schon Möglichkeiten ergriffen, wenn sie sich ergeben haben und gewissen Mut gehabt.

00:24:57: Aber ich habe schon auch viel Sachen hin und her gewogen und mir viel Sorgen gemacht.

00:25:02: Ich glaube, das hätte man auch etwas leichter mit ein bisschen mehr Leichtigkeit haben können.

00:25:06: Ich glaube, die Leichtigkeit habe ich jetzt mehr gelernt.

00:25:09: Aber Das wäre, glaube ich, etwas, was ich mit auf den Weg gehen wollte.

00:25:12: Also Muti-Sign, den Weg verfolgen.

00:25:14: Und vor allem wichtig, dass man seinen Werten treu bleibt.

00:25:17: Das ist, glaube ich, das Allerwichtigste.

00:25:18: Und da bin ich vielleicht auch ein bisschen stolz auf, dass das gelungen ist.

00:25:23: Sehr schön.

00:25:23: Was für ein schöner Schlusspunkt.

00:25:25: Vielen Dank, dass du heute hier bist.

00:25:26: Sehr gerne.

00:25:27: Danke, Hocke.

00:25:27: Danke, Marilyn.

00:25:28: Tschüss.

00:25:28: Tschüss.

Neuer Kommentar

Dein Name oder Pseudonym (wird öffentlich angezeigt)
Mindestens 10 Zeichen
Durch das Abschicken des Formulars stimmst du zu, dass der Wert unter "Name oder Pseudonym" gespeichert wird und öffentlich angezeigt werden kann. Wir speichern keine IP-Adressen oder andere personenbezogene Daten. Die Nutzung deines echten Namens ist freiwillig.